Ende November hat die ISO unter der Referenz 15930-9 den offiziellen und finalen Standard für PDF/X-6 vorgelegt. Anhand dieser Norm kann man sich plastisch erarbeiten, wie abgeschlagen Adobe InDesign bei der Erzeugung von Druckdaten nach aktuellen Standards mittlerweile ist. Denn die Norm bringt viele sinnvolle Neuerungen – die aber für Anwender von InDesign lange nicht verfügbar sein werden. Warum, will ich im Folgenden kurz erläutern:
PDF 2.0
Der gesamte Standard PDF/X-6 basiert auf dem (mittlerweile drei Jahre alten) PDF 2.0-Format. Daran wurde sehr lange gearbeitet – auch mit und von Adobe. Bisher macht Adobe aber keine Anstalten, seinen Anwendern den Export nach PDF 2.0 in seinen Anwendungen zu ermöglichen. Doch ohne PDF 2.0 gibt es kein PDF/X-6. Der entsprechende User-Request bei Adobe konnte in 18 Monaten gerade mal drei Stimmen sammeln. Bisher hatten Anwender nur wenige Gründe, aktiv nach PDF 2.0 zu fragen – das ändert sich mit PDF/X-6 nachhaltig.
Schlüssige Modularität
PDF/X-6 ermöglicht es dem Erzeuger endlich, Seiten mit unterschiedlichen Formaten und Ausgabeintents in einer Datei liefern zu dürfen – ohne dass dadurch die Gültigkeit der Standardisierung aufgehoben würde oder mehrere Einzeldateien geliefert werden müssten. Um diese Möglichkeit im Alltag nutzbar zu machen, muss InDesign lernen – sinnvollerweise bezogen auf ein Buchdokument – mit unterschiedlichen Ausgabeintents arbeiten zu können; was InDesign aber nicht zulässt. Das dürfte am nächsten Punkt hängen:
Zeitgemäßes Farbmanagement
Offenbar ist Adobe nicht gewillt, seinen Anwendern bei der Bewältigung der Herausforderungen durch die stetig ansteigende Komplexität des Farbmanagements (CMS) unter die Arme zu greifen: Nach Jahrzehnten der Untätigkeit in diesem Bereich muss man festhalten, dass Adobe kein Interesse hat, den Usern besser nutzbare CMS-Tools an die Hand zu geben. Würde das Unternehmen tätig, böte das InDesign-Anwendern über PDF/X-6 die Möglichkeit, innerhalb einer zusammenhängenden Datenlieferung mit unterschiedlichen Bedruckstoffen und/oder Farbverarbeitungswegen arbeiten zu können. Diese Informationen sind mit PDF/X-6 künftig zuverlässig und sicher in eine Druck-PDF übertragbar.
Man sieht: Leider bleibt es für InDesign-Anwender noch lange beim Ansatz „eine PDF – ein Ausgabeintent“. Schade.