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Tutorial: Farbe in Print und Internet angleichen

In einem Design-orientierten Umfeld steht man häufig vor dem Problem, dass die Farbwiedergabe eines Logos oder eines Fotos schon auf unterschiedlichen Printmaterialien nicht einheitlich ist. Und dann soll das ganze auch noch im Internet erscheinen … Beim Pendeln zwischen CMYK und RGB steht man schnell vor grundsätzlichen Entscheidungen. Dieser Beitrag soll Ihnen dabei helfen, diese Entscheidungen bewusst treffen zu können.

Spielen mit Ihren eigenen, bekannten Daten!

Gehen wir nun ans „Eingemachte“: Schnappen Sie sich Ihre eigenen Daten und versuchen Sie konsequent, das Farbmanagement der Applikation und des Dokuments nach sRGB und ISO Coated v2 zu nutzen.

ISO Coated v2 ist das „klassische“ Bogenoffset-Profil, das im CMYK-Bereich gerne verwendet wird – auch, wenn Drucker sich häufig wünschen würden, dass Profile mit geringerem erlaubten Gesamtfarbauftrag eingesetzt würden. Wenn Sie nach ISO Coated v2 simulieren, erhalten Sie für eine CMYK-Darstellung auf dem Bildschirm eine recht ordentlich Farbumsetzung, weil viel von diesem Profil in sRGB „hineinpasst“. Und das Ergebnis ist dann für gestrichene Papiere, wie sie im Alltag gerne verwendet werden, auch zuverlässig in der Praxis erzielbar.

Und an dieser Stelle nochmals der Hinweis: Wenn Sie Schwierigkeiten bei der Einrichtung des Farbmanagements haben, konsultieren Sie bitte die hervorragende Anleitung von www.cleverprinting.de! Bitte basteln Sie sich an dieser Stelle nichts zurecht, sondern sorgen Sie im eigenen Interesse dafür, dass die Einstellungen korrekt getroffen wurden. Das „Frisieren“ Ihres Bildmaterials muss dann am Bildschirm nach Gefallen geschehen – und nicht durch ein „Austricksen“ der Farbmanagement-Einstellungen! Denn wenn Sie an einem farbstabilen Arbeitsplatz arbeiten und sich sicher fühlen, fallen die Unwägbarkeiten der Tageslaunen weg und Sie können sich auf das Gestalten konzentrieren; ohne Bedenken bezüglich der Umsetzbarkeit haben zu müssen.

Zur kontrollierten Ermittlung der korrekten Farbwerte für die Online-Verwendung, ziehen Sie am besten alle relevanten Objekte – also: Texte in Sonderfarben, Logos und wichtige Bilder – in einer farbgemanageten Layout-Datei zusammen. Arbeiten Sie zunächst einmal nicht (!) mit Ihrem normalen Layout-Dokument; denn Sie sind hier zum „Spielen“ aufgefordert! Und das soll gefahrlos ablaufen …

Dieses Spieldokument sollte im Farbmanagement-Bereich so eingestellt sein, dass es auf die ermittelte technische Beschreibung, die Sie für ihr Bezugsmuster ermittelt haben, möglichst ideal passt. Für die RGB-Wiedergabe stellen Sie sRGB IEC ein. Nun exportieren Sie das Dokument unter Anwendung des Farbmanagements in eine PDF/X4-Datei und hinterlegen dort beim Export ISO Coated v2 als Farbprofil. Am besten achten Sie direkt darauf, dass es eingebettet wird, damit es beim Öffnen in anderen Applikationen nicht aus „falschen“ Quellen bezogen wird und damit unzuverlässige Ergebnisse mit sich bringt. Dadurch erhöht sich die Dateigröße – aber auch die Vorhersagbarkeit der Wiedergabe. Wenn Sie die Datei versenden müssen und die Größe kritisch ist: Wägen Sie ab, was wichtiger ist!

Warum der Export nach PDF? Ziel ist es, einen möglichst gut wiederholbaren Weg zu beschreiten, um immer vergleichbare Ergebnisse zu bekommen. Da Acrobat eine Reihe von netten und gut erreichbaren Tools bietet, um verschiedene Ausgabebedingungen durchzuspielen, schlage ich diesen Weg hier vor. Das ist einfach und geht sehr schnell!

Nun betrachten Sie die Ergebnisse; also insbesondere die Abweichungen von Ihrem Ideal – oder von dem, was Sie erwartet haben. Und nun wieder ein Sprung an den Beginn dieses Artikels: die Farbräume für Druck und Bildschirm sind vollkommen unterschiedlich! Wenn Sie beides ergänzend und mit gleicher Gewichtung nebeneinander einsetzen wollen, müssen Sie Farben und Darstellungen wählen, die in beiden Welten authentisch – nicht zwangsweise „korrekt“ – rüberkommen können.

Noch ein Hinweis: Es kann eventuell sein, dass das von Ihnen plazierte Bildmaterial bereits in einer CMYK-Variante im Layoutdokument plaziert wurde. Das wiederum kann dazu führen, dass dort beispielsweise ein älteres oder anderes ISO Coated hinterlegt ist, das seinerseits nach ISO Coated v2 transformiert werden muss: das bedeutet dann einen massiven Qualitätsverlust. Idealerweise arbeiten Sie in Ihren Layoutdokumenten mit einem großen RGB-Farbraum; also beispielsweise AdobeRGB oder – das bevorzugen Druckunternehmen – eci RGB v2. Letzteres hat den Vorteil, dass es eng mit den CMYK-Profilen der ISO abgestimmt ist und besonderen Wert auf das Auffangen von problematischen Farbumsetzungen legt.

Spielen Sie ein wenig mit den Farbwerten Ihres Ausgangsdokuments in der Layout-Applikation. Experimentieren Sie mit großen Farbräumen (AdobeRGB) und verengen Sie hin zu kleinen (CMYK; Newspaper). Dazu ein Beispiel: wenn Sie in der DTP-Applikation mit vielen Sonderfarben arbeiten, ein PDF nach AdobeRGB exportieren und das wiederum in Photoshop öffnen und nach sRGB IEC konvertieren werden Sie feststellen, wieviel Farbbrillanz verloren geht. Diese Erfahrung zu machen, ist wichtig! AdobeRGB wird viele Ihrer Sonderfarben treffend wiedergeben können – sRGB IEC sicherlich nicht. Sie müssen lernen, mit diesem Wissen umzugehen. Sicherheit erlangen Sie nur, wenn Sie die Erfahrung mehrfach und in unterschiedlichsten Konstellationen gemacht haben. Und das auch lieber spielerisch in einem von Ihnen gesteuerten Umfang und Zeitrahmen als unter produktivem Stress.

Farbwerte finden – und festschreiben! >>