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Testflyer InDesign – Krieg der Welten – 5/6

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Die Referenz … im Gesamtkontext

Als ich meinen Test startete, dessen Ziel es war zu prüfen, ob Scribus im Alltag produktiv eingesetzt werden kann, hatte ich mich lange nicht mehr mit XPress beschäftigt – und noch viel länger nicht mehr mit CorelDRAW.

Was ich erwartet hatte war, dass XPress heute im klassischen DTP-Umfeld nicht hinter InDesign zurücksteht, CorelDRAW unbrauchbar ist und Scribus nur von spleenigen Geeks eingesetzt werden kann:

Alles falsch.

Am Ende erweist sich, dass InDesign der haushohe Gewinner dieses Vergleichs ist; das aber auf sehr subjektive Weise: Weil es das am besten tut, was täglich von MIR verlangt wird:

Es bringt äußerst stabil Bildmaterial für verschiedenste Medien auf einem zuverlässigen Grund (aka Farbmanagement) mit Text in großer und kleiner Menge zusammen. Es spuckt anschließend ein bedenkenlos druckfähiges PDF aus. Alles zusammen tut InDesign von allen getesteten Programmen am besten, sehr zuverlässig und in visuell hoher Qualität.

Der Umfang und die Möglichkeiten von InDesign wären erschlagend, wenn Adobe es nicht halbwegs auf die Reihe bekommen würde, Funktionen in leidlich logischer Gruppierung zusammenzubringen oder zumindest Brücken zu schlagen, wo es sinnvoll sein kann. Das ist bei allen anderen Programmen meist nicht mal versucht worden oder funktioniert nur in Teilbereichen gut. Das Programm, dass am dichtesten in dieser Beziehung an InDesign herankommt, ist CorelDRAW. Vermutlich könnte ich, mit etwas Übung, in CorelDRAW nahezu gleich schnell zum Ergebnis kommen wie in InDesign. Mir wichtige Funktionen liegen auch dort gut im Zugriff.

Screenshot Testflyer in InDesign
Screenshots des Testflyers in InDesign

Doch eine echte, für mich sehr wichtige Stärke, von InDesign ist, dass es informativ und hochflexibel mit Bildmaterial umgeht. Ich bin stets nur einen Klick von der Information entfernt, welchen Farbraum ein Objekt hat, ob die Auflösung ausreicht, ob mein Dokument anhand meines definierten Preflight-Profils in Ordnung ist oder nicht. Ganz grausam in dieser Beziehung ist die Arbeit mit XPress, dem man bis heute anmerkt, dass die Arbeit mit importierten Bildern überhaupt nur ins Programm kam, weil die Kunden es offenbar unbedingt wollten.

Die Leichtigkeit, mit der InDesign die Arbeit mit Transparenzen und Effekten ermöglicht, wird einem auch erst bewusst, wenn man in anderen Programmen versucht, vermeintlich triviale Effekte nachzustellen. Man könnte natürlich den Spieß umdrehen und mokieren, dass CorelDRAW und Scribus mit Tools eingebauten Barcode-Generatoren oder einer 3D-Schnittstelle um die Ecke kommen – aber das war nicht mein Ziel bei diesem Vergleich. Ich wollte wissen, ob mein klassischer DTP-Alltag mit den anderen Programmen ebenfalls abzuwickeln wäre.

Was mich an InDesign nervt:

… hat sich in vielen Punkten nach meinem Vergleich mit anderen Programmen sehr relativiert. Adobe hat in vielen Belangen die komplexen Anforderungen an ein so umfangreiches Paket ziemlich erfolgreich gelöst. Nun gut:

  • In einer idealen Welt würde InDesign stärker kontextual auf mein Verhalten in der Bedienoberfläche reagieren. Beispielsweise ärgere ich mich oft über den notwendigen Klick zum Wechsel zwischen Absatz- und Zeichenpalette.
  • Mich ärgert der merkwürdige Vorgang zum Anlegen von verketteten Textrahmen. Das habe ich offenbar bis heute nicht wirklich begriffen. Die überwiegende Anzahl Designer, mit denen ich arbeite, bestehen gar darauf, dass Textrahmen bewusst NICHT verkettet werden, weil sie panische Angst vor sich ungewollt ändernden Umbrüchen haben.
  • Eine visuell bessere Ergebnisse liefernde Silbentrennung wäre schön. Man stellt viel ein – und muss trotzdem ewig nacharbeiten.

Aber, wie gesagt. Das sind alles recht esoterische Problemchen. Nichts Ernstes.

Druckmuster Indesign-Flyer Innenseiten
Auch InDesign schafft es leider nicht, eine perfekte RGB-CMYK-Umsetzung zu liefern

Tabellen?

Bei meinem Test habe ich mich nicht mit Tabellensatz gequält. Ich vermute, dass ich das in dieser epischen Breite nicht ausgehalten hätte. Dazu habe ich durchaus an InDesign auch noch herumzumäkeln; aber da ich gerade kürzlich ein komplettes Buch, das nur aus Tabellenwerken besteht, mit InDesign gesetzt habe vermute ich, dass ich in anderen Programmen verzweifelt wäre. Da hat InDesign sich mit seinen Formatierungs- und Wiederholungsfunktionen außerordentlich gut bewährt.

Fazit

Wer sich die Zeit nimmt, die umfangreiche Dokumentation von InDesign tatsächlich zu lesen wird feststellen, dass dieses Programm wirklich alles kann, was man braucht um – mehr als – DTP zu betreiben.

Und was kein anderes getestetes Programm hat: bei einem Absturz verliert man seine Arbeit nicht.

Overall

Interface:

++

zu Testbeginn dachte ich noch, dass andere das sicher besser können. Doch nein, können sie leider nicht. Es ist mir trotzdem zu komplex, zu wenig intuitiv-kontextbezogen
Performance:

+++

InDesign animiert zu komplexen Layouts. Nutzt man die Möglichkeiten, wird gerne mal länger gerechnet
Tools:

+++

umfangreich; wenn jemandem etwas fehlt, möge er sich über die Kommentare melden
Inkjet-Ausgabe:

+++

gut steuerbar, hohe Qualität
PDF-Export:

+++

in Version CS5.5 stabil und von hoher Qualität – kleinste PDF!
Gesamtwertung:

++

Frei nach Deichkind: leider geil. Abwertung wegen des zu hohen Preises.

Herstellerinfos

http://www.adobe.com/de/products/indesign.html

Preis

1.010,31 Euro

Meine Zusammenfassung findet sich im letzten Teil dieser Reihe … Finale!