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Fotobücher von Profis für Profis

Wer sicherstellen will, dass sein Fotobuch nur mit wenigen Toleranzen gefertigt wird, hat nicht viele Optionen. Ich stelle einige Erfahrungswerte vor.

Ich traue mich gar nicht, darüber nachzudenken, wie lange ich schon auf der Suche nach einem gescheiten Fotobuch-Anbieter bin. Es muss fast so lange sein, wie ich Digitalfotos mache.

Im Jahre des Herrn 2008 war ich mal kurz zufrieden und glücklich – mit Blurb: http://www.blurb.com Dieser Anbieter war damals außerordentlich teuer – aber er lieferte auch außerordentlich gute Qualität. Denn ich bekam:

  • konfigurierbares, hochwertiges Material im Inhalt
  • wählbares Vor- und Nachsatzmaterial
  • verschiedene Umschlagvarianten / Schutzeinband
  • Druck auf offenkundig gut gewarteten HP Indigos
  • zügige Lieferung
  • Datenaufbereitung möglichst per InDesign-Template
  • ordentliches Farbmanagement
  • Anlieferung der Daten per zertifizierter PDF

Schon immer war ich auf der Suche nach einem Anbieter, der mich nicht mit minderwertigen Klebebinde-Verfahren abspeist. Idealerweise wollte ich ein Buch für die Ewigkeit bekommen – mit einer Fadenheftung. Denn die Bindung sollte das mehrfache Öffnen überleben und gleichzeitig ermöglichen, dass der Betrachter nicht durch ein schlechtes Aufschlagverhalten genervt wird. Das bekam ich bei Blurb.

Irgendwann gingen aber offenbar die Marketing-Pferdchen mit den Inhabern durch. Stillschweigend wurde die Fadenheftung aus dem Programm genommen, lächerliche Preisreduktionsgutscheine bis zu 40% eingeführt und alle Informationen von der Website getilgt, wie eigentlich produziert wird. Ich bestellte ein Buch – und bekam eine Klebebindung. Ich öffnete das Buch mit einem laut vernehmlichen „Knack“ – und die Bindung war gebrochen. Beim allerersten Öffnen. Ich reklamierte, bekam ein neues Buch – aber neben der unerfreulichen Bindung musste ich auch feststellen, dass das Farbmanagement nicht funktioniert hatte. Ich suchte den Fehler bei mir – aber die Settings und Informationen waren bei Blurb nicht aktualisiert worden. Eine Sackgasse.

Ratlos ging ich wieder auf die Suche.

Aber bis heute habe ich keinen Anbieter gefunden, bei dem ich – ähnlich wie damals bei Blurb – bei allen Punkten der Liste einen Haken machen konnte.

Da das Produkt „Buch mit Bildern drin“ offenbar kein lukratives Geschäftsmodell für Anbieter zu sein scheint, habe ich mein Suchverhalten etwas verändert und ausprobiert, ob ich mit eher fotografisch orientierten Angeboten weiter komme. Und dabei stieß ich auf das professionelle Angebot von Fujifilm: http://www.fujifilm-fotoservicepro.de

Fuji bietet an, angelieferte Daten auf seinen Fotopapieren zu belichten und sie dann ggfs. zu einem Buch zu verarbeiten. Die angebotenen Varianten auf der Website wirken hochwertig – sind aber auch reichlich kostspielig. Ich zögerte lange, das auszuprobieren. Schließlich rang ich mich aber doch durch und orderte einen massiven Klotz: 30×30 cm mit Filzeinband. Und, meine Herren, das ist ein wundervolles Produkt, das mir da nur wenige Tage nach Datenversand ins Haus schneite.

Leider glotzte ich auf sichtbare weiße Linien bei den von Transparenzen betroffenen Bereichen. Denn die reichlich instabile Software zur Datenaufbereitung akzeptiert nur PDFs ohne Live-Transparenzen. Da die Belichtungsauflösung nicht sonderlich hoch ist, werden die Kantenlinien der Transparenzreduktion deutlich sichtbar. Ich reklamierte das Buch und kam darüber in Kontakt mit dem sehr versierten Programmierer der Software, mit dem ich auch detailliert darüber sprechen konnte, welche Farbräume und Auflösungen sinnvollerweise angeliefert werden. Wenn man „nur“ Fotos plaziert, mit den verschiedenen Einschränkungen bei der Beauftragung klarkommt und schnell ein äußerst hochwertiges Buch bekommen möchte, ist man bei FFSPro gut bedient.

Aber auch hier bekam ich Schwierigkeiten; denn Fuji ist nicht sehr flexibel was die Seitenumfänge angeht. Und auch das Risiko mit der Transparenzreduktion war mir für den Alltag etwas zu groß. Aber immerhin wusste ich nun, dass das Bildmaterial auf dem Fotopapier beeindruckend gut aussieht. Also suchte ich nun nach Anbietern, die mit der gleichen Technik arbeiten – und landete bei Saal Digital: http://www.saal-digital.de

Saal versucht offenkundig, das Handling und die Seitenumfänge etwas kundenorientierter handzuhaben als Fuji selbst. Ich führe das darauf zurück, dass Fuji nur Produkte ausliefern will, die mechanisch unbedenklich sind und wenig Anlass für Reklamationen bieten. Die Buchformate weichen bei Saal etwas ab, sprich, sie sind kleiner. Dafür gewinne ich Flexibilität bei den Seitenumfängen. Großartig ist auch, dass Vor- und Nachsatz – anders als bei Fuji – komplett durchgestaltet werden können.

Hochwertige Bindung bei Saal Digital.
Hochwertige Bindung bei Saal Digital.

Auch bei Saal wird die angelieferte PDF nicht einfach kritiklos entgegengenommen, sondern man muss die Doppelseiten einzeln in einer Flex-Anwendung im Browser vor der Beauftragung „freigeben“. Das ist zwar im ersten Moment etwas nervig; man sollte sich aber die Zeit nehmen – um sich hinterher nicht selbst in den Hintern zu beißen, weil man etwas übersehen hat. Die Browseranwendung funktioniert gut und zuverlässig.

Im Bestellvorgang kann zwischen mattem und glänzendem Material sowohl für Umschlag als auch für den Inhalt gewählt werden. Und man kann eine „Geschenkbox“ zubuchen, die in der Tat einen sehr hochwertigen Eindruck macht. Sie ist mit Schaumstoff ausgeschlagen und mit einem Magnetverschluss versehen. Saal liefert sinnvolle Meldungen zum Produktions- und Versandstatus. Fuji spart sich das meist, weil sie ohnehin am folgenden Werktag ausliefern. In meinem Fall waren die Bücher von Saal stets ein bis zwei Tage nach der Beauftragung bei DHL und kamen sicher und hervorragend verpackt bei mir an.

Sobald die Bestellung produziert ist, kann man bei Saal eine Online-Blättervariante des Buches einsehen und ggfs. Dritten erlauben, über einen Link eine eigene Kopie des Buches zu bestellen. Anders als Blurb tritt Saal dabei aber nicht als Verlag gegenüber dem Dritten auf und der Buchersteller legt auch keinen Verkaufspreis (und damit seine Gewinnspanne) fest. Dieses Modell eignet sich also eher für private Zwecke um Familien-Fotobücher unter die Verwandtschaft zu bringen ohne jedes Buch selbst zahlen zu müssen.

Wenn es Fragen gibt, reagiert der Support von Saal sehr zügig und konstruktiv. Das habe ich allerdings auch bei Fuji und Blurb so erlebt.

Bis auf weiteres bin ich also mit passenden professionellen Anbietern versorgt. Und hoffe, dass ich doch noch einen Anbieter finde, mit dem ich an mein fadengeheftetes Papier-Fotobuch mit Farbmanagement und PDF-Anlieferung komme.