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Druckvorstufe Farbmanagement

PDF-Erzeugung und Farbmanagement

Grundsätzlich muss jeder PDF-Lieferant sich bewusst machen, dass die Datenlieferung immer stärker in Richtung „Medienneutralität“ driftet. Sowohl der Sender als auch der Empfänger möchten, dass technisch komplexe, moderne Layouts zuverlässig bis ans Druckwerk transportiert werden. Damit das funktioniert sind alle Beteiligten gezwungen, sich vorbereiten und ihr Know-how gezielt und kompetent einsetzen. Dabei ist die höhere Komplexität bei der PDF-Erzeugung in direkter Linie aus der gestiegenen Flexibilität des PDF abzuleiten.

Die Lieferung von sogenannten „X3“-PDFs kann man dabei getrost als den größten anzunehmenden Unfall betrachten. Wann immer dieser PDF-Typus unreflektiert synonym für „druckfähig“ verwendet wird, sollten sämtliche Alarmglocken schrillen.

Was wollen wir eigentlich?

Die höchste Qualität lässt sich erzielen, indem man noch nicht transparenzreduzierte Layouts mit RGB-Bilddaten bis ins RIP des Produzenten schiebt und dieser die weitere Aufbereitung – in allen technischen Details perfekt auf seine Maschinen optimiert – übernimmt. So erzielt man die höchste effektive Auflösung, perfekte Transparenzumsetzung – inklusive optimierter Überfüllungen – und den größtmöglichen Farbraum bei minimierten Problemen durch zu hohen Farbauftrag.

Das ist jedoch nur möglich, wenn alle Beteiligten ernstlich und willentlich alles dafür tun, innerhalb von Standards und engen Toleranzen zu arbeiten. Für den Datenerzeuger bedeutet das:

Damit eine moderne PDF-Erzeugung wie gewünscht funktioniert, muss ein stabiles Farbmanagement vorhanden sein – das kompetent bedient wird. Die Komplexität der Abläufe auf dem Weg hin zur Ausgabe ist mittlerweile sehr hoch – und ein vermeintlich „deaktiviertes“ Farbmanagement gibt es nicht. Es gibt nur unkontrolliertes und kontrolliertes Farbmanagement. Die unkontrollierte Variante des Farbmanagements führt ins Chaos.

Ein kontrolliertes Farbmanagement ermöglicht es, in (sehr) großen RGB-Farbräumen ausgearbeitete Bilddaten in hoher Qualität in verschiedene Ausgabefarbräume (Tiefdruck, Zeitung, Digital …) zu überführen. Dabei ist ziemlich gut sichergestellt, dass der Zielfarbraum und die Möglichkeiten des jeweiligen Ausgabeprozesses in hohem Maße genutzt werden ohne dass es zu produktiven Problemen kommt. Nur in wenigen Fällen ist es notwendig, Motive gezielt für einen bestimmten Ausgabeprozess auszuarbeiten. Erfahrungsgemäß wird man in sensiblen Bereichen wie Kosmetik-, Food- oder Automotive-Bereich in die Bearbeitung im jeweiligen Zielfarbraum einsteigen müssen. Doch auch hier wird die Simulation einer Konvertierung in Photoshop bereits viele Fragen beantworten. Die Umrechnung in ein Zielprofil unter verschiedenen Rendering-Intents (perzeptiv, relativ farbmetrisch …) kann helfen, die Entscheidung zu treffen, ob besser manuell ausgearbeitet werden muss oder ob die Qualität einer automatischen Konvertierung im RIP des Produzenten ausreichen wird.

Das Leben auf Seiten der Datenerzeugung ist unbeschwerter, wenn man vor einem kalibrierten Monitor sitzt. Das kostet auch nicht die Welt – insbesondere, wenn man seinen Lebensunterhalt mit der Datenlieferung verdient, sollte man sich an dieser Stelle professionell verhalten. Um den Einstieg ins Thema zu erleichtern, hatte ich schon in grauer Vorzeit ein Tutorial über Farbmanagement bereitgestellt.

Im deutschen Sprachraum gibt es für die PDF-Erzeugung eine erprobte, gut funktionierende und verbindliche Vorgehensweise, wie man zu einer druckfähigen PDF kommt. Im Detail wird sie im Leitfaden von PDFXready dargelegt. Wichtig ist es, zu wissen, dass – wann immer man den Weg von PDFXready verlässt – mit höchster Achtsamkeit vorgegangen werden muss. Denn schnell gibt man über einen vermeintlich unwichtigen Mausklick die Sicherheit eines erprobten Ablaufs auf – und erzeugt ein Problem, das erst später in der Produktionskette massiv zuschlägt und unter Umständen das Endprodukt unbrauchbar macht.

Fazit

Ja, ein druckfähiges PDF zu erzeugen ist nicht einfacher geworden als es vor zehn Jahren war.

Ja, es lohnt sich, es dennoch zu lernen – um Flexibilität und Sicherheit zu gewinnen.